Ehemalige FSGler in der weiten Welt

1. Folge: „Macht es mit Freude!“ – Ein Gespräch mit Beate Lau über das FSG der 60er Jahre

Wir haben uns auf die Suche nach ehemaligen Schülern gemacht und dabei tolle Menschen und Lebensgeschichten kennengelernt. So zum Beispiel auch Beate Lau. Beate wurde am 8. Mai 1947 hier in Preetz geboren, lebt nach Paris, London und Südafrika inzwischen in Berlin und hat 1966 erfolgreich ihr Abitur am Friedrich-Schiller Gymnasium geschrieben. Nach dem Abitur war Beate in London und danach auch in Paris als Au pair tätig und hatte zu der Zeit schon ihr „Cambridge Proficiency certificate Français Parlé“ in der Tasche. Anschließend besuchte die ehemalige Gymnasiastin 1968 die „Staatliche Fremdsprachenschule“ in Hamburg und wurde zur Fremdsprachenkorrespondentin für Französisch, Englisch sowie Spanisch. 1992 fügte sie noch ein Zertifikat für russisch, ORTEI hinzu.

Wir haben uns im Januar mit ihr getroffen und einmal nachgefragt, wie das Friedrich-Schiller Gymnasium denn früher so war.

Welchen Ruf hatte das Friedrich-Schiller Gymnasium zu Ihrer Zeit?

Die Preetzer waren froh, dass es das überhaupt gab. Ansonsten war das ja eben in dem Verbund fest, wie heute Gesamtschulen, eingebunden und deshalb galt das für manche, die selbst in Kiel und Plön auf dem Gymnasium waren eher so: Es war gut das es das gab,aber… Und ich kann mich dran erinnern, es gab immer wieder Lehrer, die zu uns strafversetzt wurden. Als Strafe, da es  nun mal kein so ein wichtiges Gymnasium wie andere in anderen Städten war. Dann wurde es ja umgemeldet…Und dann nachher kam das so, dass immer mehr Schüler aus Kiel zu uns kamen, denn bei uns war es anscheinend leichter.

Welchen Namen hatte es denn damals?

Am Anfang war das einfach die Volksoberschule.

War das Schulsystem zu Ihrer Zeit anders?

Für uns war klar 13 Jahre und auch so mit Sexta, Quinta, Quarta und diesen ganzen Bezeichnungen. Und ich erinnere mich, dass wir in der Oberstufe wählen konnten zwischen Mathe und Französisch/Latein. Wenn du also Mathe gemacht hat, brauchtest du keine 2. Fremdsprache machen. Wobei unsere Mathe-Klasse immer sehr klein war. Sowieso waren wir die ganze Zeit im Klassenverband, der natürlich nach ein paar Jahren immer wieder gewechselt hat.

Sie hatten vor kurzem „Goldenes Abitur“, haben also vor 50 Jahren Abi gemacht. Haben Sie noch Kontakt zu einigen Ihrer alten Mitschüler?

Wir haben uns immer an solchen Jubiläen gesehen. Also ab dem 10jährigen, dann das 20jährige, 25,30 und dann immer in 5er Schritten bis zum „Goldenen Abi“. Und jetzt haben wir beschlossen, dass wir uns alle zwei Jahre treffen wollen. Weil wir jetzt alle über 70 sind und das geht jetzt los. Aus unserem Jahrgang sind leider schon vier Leute gestorben. Allerdings hält man den Kontakt nur im Klassenverband. Wenn man mit der Schule aufhört, hält man mit seinen Freunden Kontakt und mit seiner Klasse, mit der ganzen Stufe, das wird zu viel.  Aber in der Klasse haben wir alle immer Kontakt gehalten.

Sah das Friedrich-Schiller Gymnasium zu Ihrer Zeit anders aus?

Es ist inzwischen nur erweitert worden. Ansonsten ist es der gleiche Klinkerbau. Das erste Gebäude war das lange, mit dem Eingang, wo auch heute noch der Haupteingang ist. Dann gab es den einen kurzen Flügel und dazu parallel dann nach den anderen. Das war schon von Anfang an da. und dann ist der andere Anbau mit der Aula gekommen, die wir nie hatten. Wir hatten nie eine Aula. Zwischendurch wurde die Blandfordhalle gebaut, dort sind wir dann verabschiedet worden. Davor wurde allerdings noch die andere Turnhalle gebaut. Das ist alles nachgekommen, aber das umgedrehte „F“  ist von Anfang an dagewesen. Innen drin ist es deutlich farbenfroher geworden und sieht dementsprechend schöner aus.

Hatten Sie nur Lehrerpersonal oder auch andere Betreuungspersonen, wie z.B eine Schulsozialarbeiterin?

Nein, noch gar nicht. Das kam alles viel später. Wir hatten zum Teil sogar noch Lehrer, die noch sehr nationalsozialistisch eingestellt waren. Das war schon anders als jetzt. Ob die noch geprügelt haben, weiß ich nicht, aber in der Grundschule haben wir noch  Prügel bekommen. Da gab es noch einige Lehrer… Von daher ist es sehr viel liberaler, viel besser geworden und Sozialarbeiter kamen dann erst später.

Gab es denn auch am Gymnasium noch Bestrafungen?

Auf dem Gymnasium ging das eigentlich, wenn wir geschwänzt haben, das wurde natürlich schon geahndet.

Aber ich war ein relativ braves Kind, ich bin nur ein einziges Mal mitgegangen zum „Café Reimers“, das war in der Kirchenstraße und ich wurde natürlich erwischt. Die anderen, die dauernd dahin gingen, die wurden nie erwischt. (lacht) Aber es gab keine richtigen Strafen, die haben den Finger gehoben und mal streng geguckt.

Was glauben sie denn, macht unsere Schule im Vergleich zu anderen besonders?

Auf jeden Fall die Lage, die ist so toll. Das man da auch in den Wehrberg verschwinden konnte und solche Sachen…

Warum haben Sie sich eigentlich für das FSG entscheiden?

Es war einfach das einzige Gymnasium . Es gab gar keine Frage, keine Wahlmöglichkeit. Von der Lage her gab es da überhaupt keine Frage.

Was wäre denn die Alternative gewesen, wenn Sie nicht für das Gymnasium empfohlen worden wären?

Ich hätte nach Kiel fahren müssen. Oder nach Plön, aber ich weiß gar nicht, ob das Gymnasium im Schloss Plön noch existiert hat. Da war ja ein politisches Gymnasium, das war ja die Napola und da hat es mich nicht hingezogen. Mein Vater ist allerdings dagewesen und hat Abitur gemacht. Sowieso haben diese ganzen nationalsozialistischen  Sachen bei uns schon noch eine Rolle gespielt. Wobei wir das nie im Unterricht besprochen haben. Zu viele Eltern waren im Krieg gewesen…

Nachdem Sie ihr Abitur gemacht haben, was haben Sie da gemacht?

Ich habe eine Ausbildung in Hamburg gemacht, nachdem ich in England und Frankreich gewesen war und dann bin ich nach Namibia und danach nach Südafrika gegangen. Habe dort dann als Sekretärin gearbeitet. Wobei man die Trennung zwischen Rassen und Männern und Frauen deutlich gespürt hat. Und dann hatte ich die Möglichkeit zu VW zu wechseln und habe dort dann als Übersetzerin gearbeitet. Das hat richtig Spaß gemacht.

Was haben Sie von Ihrer Schulzeit und Zeit am FSG mitgenommen?

Ich hatte, glaube ich, nicht das Gefühl soviel mitgenommen zu haben, außer das Abitur. Es war einfach wichtig diesen Abschluss zu haben. Ich habe dort allerdings doch viel gelernt, ich war fasziniert von Geschichte.

Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen in ihrer Schulzeit?

Nee. nein! (lacht)

Wie gut hat Sie das Friedrich-Schiller Gymnasium auf das weitere Leben vorbereitet? Auf einer Skala von ein bis zehn.

Ich würde das schon auf Acht setzten, auch wenn es so die direkte Vorbereitung nicht ist, aber ich habe so eine ganze Basis an Wissen und Arbeitstechniken gehabt. Ich kam gut in der  Ausbildung und später im Job zurecht.

Sie sind also nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen worden?

Nein, das waren fließende Übergange.

Gibt es noch einen Tipp, den Sie an die Schüler, die jetzt am FSG sind, weitergeben würden?

Ja! Nehmt alles auf, was ihr kriegen könnt und löchert die Lehrer, dass sie euch wirklich alles gut erklären und euch alle Informationen geben. Was ihr dann damit macht, ist euch selbst überlassen.

Macht es mit Freude, macht das was euch interessiert und geht da rein. Dann macht es Freude!